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Tipps für das Schreiben zu Hause

Der Streit, ob man zum Schriftsteller geboren wird oder ob man Schreiben auch lernen kann, ist so alt wie das Schreiben selbst. „Creative Writing“, das Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika seinen Anfang nahm, geht davon aus, dass Schreiben ein kreativ-sprachlicher Prozess ist, zu dem jede/r mit Methoden angeleitet werden kann. Von vielen AutorInnen liest man außerdem, dass Schreiben genauso geübt werden muss wie etwa Laufen. Daher ein paar Tipps.

Die zwei amerikanischen Schriftstellerinnen und Dozentinnen für „Kreatives Schreiben“ Natalie Goldberg und Dorothea Brande empfehlen, sich jeden Tag eine bestimmte Zeit fürs Schreiben zu reservieren, und wenn es nur zehn Minuten sind, am besten zu einer fest gelegten Tageszeit. Es ist egal, worüber oder wie man schreibt, das darf auch der größte Schund der Welt sein. Es ist der Prozess des Schreibens selbst, der zählt. Dabei lernen wir nämlich etwas Wichtiges: uns zu öffnen sowie unserer Stimme und unserer Entwicklung zu vertrauen.

Von bekannten AutorInnen weiß man auch, dass sie immer und überall ein Notizbuch mitnehmen. Sie notieren sich ihre Gedanken und Beobachtungen, halten Szenen fest, die sie gerade sehen, schreiben Ideen dann nieder, wann sie entstehen. Dabei passiert folgendes: Erstens lässt sich unmittelbar Erfahrenes detaillierter aufschreiben als tagelang Altes, zweitens erfährt man viel über sich selbst. Wenn SchriftstellerInnen über ihr Schreiben schreiben, dann erzählen sie oft, dass eben jene Skizzen in ihren Notizbüchern den Anstoß gaben zu einem bestimmten Werk. Das kontinuierliche Festhalten von Gedanken, Gefühlen und Szenen kann sich also zu einem größeren Stoff zusammenweben. Also, besorgen Sie sich ein kleines Heft und halten Sie es bereit!

Eine Methode, die nicht nur kreative Anregung ist, sondern vor allem das Unterbewusste dazu bringt, sich auszudrücken, ist das Automatische Schreiben. Diese Technik geht auf die Psychologie zurück. Freud etwa setzte sie seiner „Freien Assoziation“ gleich, als schriftliche Variante. Dabei schreibt man unzensiert alles nieder, was einem in den Sinn kommt, ob zu einem bestimmten Thema oder ganz frei. Einfach schreiben, schreiben, schreiben, und wenn einem nichts einfällt, schreibt man „Mir fällt nichts ein, mir fällt nichts ein …“. Dabei achtet man weder auf Rechtschreibung oder Grammatik noch auf Sinn, und man streicht auch nichts durch. In der Literatur haben Surrealisten diese Methode eingesetzt, um unbewusste und spontane Eindrücke zu verarbeiten. Weltweit bekannt geworden ist diese Methode durch Julian Cameron, einer amerikanische Schriftstellerin, die automatisches Schreiben in ihrem Bestseller „Der Weg des Künstlers“ als das wichtigste Mittel zur Entwicklung von Kreativität empfiehlt. Am besten schreiben Sie diese Seiten täglich gleich nach dem Aufstehen. Auch bei meinen Workshops zum intuitiven Schreiben ist diese Methode fixer Bestandteil.

Ein letzter Tipp: Schreiben Sie Tagebuch. Ein paar kurze Einträge am Ende des Tages reichen. Tagebuch-Schreiben ist nicht nur eine wichtige Erinnerung für Sie, sondern Aufarbeiten, Distanzieren, Sinnsuche und vieles mehr. Tagebuch-Schreiben ist Psychohygiene. Dazu möchte ich kurz auf das Konzept der „Salutogenese“ hinweisen, das in den 1980er Jahren vom israelisch-amerikanischen Arzt Aaron Antonovsky zur Vorbeugung von Krankheiten entwickelt wurde. Für ihn war die Fragestellung wichtig: „Was hält gesund?“ im Vergleich zu dem üblichen Schema „Was macht krank?“. Seine wichtigsten Erkenntnisse waren: Gesundheit ist ein Prozess, kein Zustand; wichtigster Faktor ist das Immunsystem. Es gibt drei Kriterien, die bei jedem das Immunsystem positiv beeinflussen: Das Leben muss verstehbar, gestaltbar und sinnhaft sein. Sinn muss jeder für sich selbst kreieren. Um diese drei Kriterien für sich selbst immer wieder neu zu erfüllen, hilft es regelmäßig „Psychohygiene“ zu betreiben – und ein Mittel der Psychohygiene ist eben Schreiben. Übrigens, Schreiben als kreative Ausdrucksart ist außerdem eine anerkannte Möglichkeit des Achtsamkeitstrainings.

Sie sehen, es gibt so viele gute Gründe, regelmäßig zu schreiben. Am besten, Sie fangen gleich damit an☺

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