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Kinder und Jugendliche profitieren vielfältig

Schreiben ist eine Grundkompetenz, die Kinder in der Schule lernen. Dabei geht es vor allem um Rechtschreibung, Grammatik oder um die Interpretation literarischer Werke. Auch wenn kreative Methoden im Schulunterricht durchaus ihren Platz haben, kann der Schwerpunkt nicht auf Kreativität oder auf der Entwicklung der eigenen Stimme liegen. Gerade dieser Aspekt aber ist es, der die Entfaltung der Persönlichkeit vielfältig anregt und unterstützt. In den letzten Jahren hat sich daher abseits der Schule ein interessantes Angebot für Kinder und Jugendliche entwickelt: gemeinsames kreatives Schreiben in der Gruppe. In Amerika gibt es solche Schreibwerkstätten schon lange, weshalb es auch umfangreiche Studien und Forschungsergebnisse dazu gibt. Einige Erkennntnisse habe ich hier zusammengefasst:

Kreatives Schreiben ist mehr als eine Anregung zum Schreiben. Es schult die Wahrnehmung, macht aufmerksam, schärft die Sinne.

Zudem stärkt Kreatives Schreiben die kommunikative Kompetenz. Wer sich regelmäßig schriftlich ausdrückt, kann dies auch mündlich flüssiger, prägnanter, spontaner etc.

Die Arbeit in einer Gruppe spielt eine große Rolle für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und fördert das Selbstbewusstsein. So steigert das gemeinsame Schreiben die Kooperationsbereitschaft und lässt Konkurrenzgefühle in den Hintergrund treten. Gegenseitiges Vertrauen entsteht. Die Kinder lernen sich gegenseitig so zu akzeptieren, wie sie sind. Ängste und Hemmungen werden mit jeder neuen Schreibstunde weiter abgebaut. Denn natürlich braucht es einiges an Mut und Risikobereitschaft, in einer Gruppe seine Texte vorzulesen.

Speziell das Vorlesen der Texte aber birgt wichtige Qualitäten: Es stärkt Empathie, Hilfsbereitschaft sowie Kontaktfähigkeit. Außerdem werden dadurch nicht nur die eigenen Gefühle, Wünsche, Ziele und Empfindungen vertrauter, sondern auch die der anderen. Dieses Vertrauter-Werden baut Vorurteile ab und verbessert das Verständnis für andere Erfahrungswelten.

Gleichzeitig fördert das Vorlesen die Identitätsfindung, weil die Jugendlichen sich mit den Werten und Lebenskonzepten anderer auseinandersetzen und diese mit ihren eigenen abgleichen. Sie erkennen die Individualität des Einzelnen, aber auch viele Gemeinsamkeiten. So werden sie mehr und mehr von der Meinung anderer unabhängig.

In den Texten kommen immer wieder positive und negative Gefühle zum Ausdruck. Durch den jeweils unterschiedlichen Umgang damit, tun sich neue Perspektiven und Lösungsstrategien auf. Zudem hilft das Schreiben selbst, sich von Wut, Trauer oder Kummer zu befreien.

Kreatives Schreiben ist ein gutes Mittel gegen Schüchternheit und soziale Angst.

Die Fähigkeit, mit eigenen und fremden Texten umzugehen, fördert nachweislich die Medienkompetenz.

Kurzum: Kreatives Schreiben unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung auf mehreren Ebenen.

Zum Weiterlesen:
Klaus W. Vopel: Kreatives Schreiben mit Jugendlichen
Marion Gay: Türen zur Fantasie

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